Aus dem Holster ziehen - Flüssig und sicher in 1,2 Sekunden!

Die im Holster getragene Waffe ist im IPSC-Sport ein wesentliches Element. Bei den meisten Übungen wird die Waffe aus einer stehenden Startposition aus dem Holster gezogen. Schon beim fliessenden Übergang vom Ziehen über in-den-Anschlag-gehen bis zum Auslösen des ersten Schusses können gravierende Fehler gemacht werden. Unsaubere Ziehtechniken führen zu schlechten Erstschusstreffern und kosten auch Zeit.

So funktionierts besser: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Konzert und die Leistung des Künstlers hat Sie dermassen fasziniert, dass Sie von Ihrem Sitz aufspringen und begeistert klatschen. Beim Klatschen werden sich Ihre Hände etwa 25 cm vor dem Brustbereich begegnen. Und genau diese Position lässt sich auf einen sauberen Ziehvorgang übertragen und wird im amerikanischen Schiessausbilder-Fachslang daher auch "natural clap position" genannt.

Wenn Sie die Waffe aus dem Holster ziehen, bewegt sich die Schusshand samt Waffe geradlinig nach oben bis zur definierten "Klatsch-Position", wo die unterstützende Hand bereits auf die Schusshand wartet. In dieser Position kommen nun beide Hände zusammen, das heisst, die unterstützende Hand umgreift die am Griffstück positionierte Hand und nun werden beide Hände samt Waffe weiter nach vorne ausgefahren, um den beidhändigen Anschlag zu vollenden. Wichtig: Bereits bei der Einleitung des beidhändigen Anschlags wird die Visierung und das zu beschiessende Zielmedium aufgenommen. Dies sorgt für eine sehr frühe und konstante Visier/Ziel-Aufnahme, wobei unter Umständen auf nahe Distanzen bis zu sieben Meter und vollen Scheiben bereits die erste Schussauslösung erfolgen kann, bevor überhaupt die Arme für die Vollendung des beidhändigen Anschlages voll ausgefahren sind. Aufpassen: In Deutschland sind sogenante Deutschüsse, also ein Schuss der ohne Anvisieren des Ziels abegeben wird, laut deutschem IPSC Reglement verboten.

Tipp 1: Saubere Grundstellung (Füße parallel in Schulterbreite; aufrechte, unverkrampfte Körperhaltung) mit möglichst wenig Bewegung. Nur die Arme sollten sich im Ziehvorgang bewegen. Kopf aufrecht halten und Waffe/Visierung in das Blickfeld des Zielauges führen, nicht den Kopf durch Verschieben und Verkanten nach der Visierung ausrichten.

Tipp 2: Hastige, abgehackte Bewegungen suggerieren Geschwindigkeit, sind aber langsamer, weil man zuviel Zeit für Nachkorrekturen benötigt. Beispiel: Ein oft zu beobachtender Anfängerfehler ist, die Waffe so ruckartig in die Endstellung des beidhändigen Anschlages zu drücken, dass eine Waffenbewegung und ein unsauberes Visierbild entsteht, was erst wieder korrigiert werden muss. Ein flüssiger, glatter Bewegungsablauf lässt das Korn direkt perfekt im Kimmenausschnitt stehen. Natürlich sind individuelle Variationen dieser Ziehtechnik möglich, bei der beispielsweise die Schusshand und unterstützende Hand an einem tieferen/näheren Punkt vor dem Körper zusammenfinden oder die unterstützende Hand weiter rechts übergreift, um in den beidhändigen Anschlag zu gelangen. Auch hier gilt: Neben dem Schießstandbesuch führt regelmässiges Trockentraining zum Erfolg. Durch das ständige Wiederholen des Bewegungsablaufes "automatisiert" sich der Ziehvorgang, da unsere Muskulatur über ein Gedächtnis verfügt und so Bewegungsabläufe durch ständiges üben "wie im Schlaf" funktionierten. Anzustreben ist, dass der gesamte Vorgang vom Ziehen über in-den-Anschlag-gehen bis hin zur Abzugsbetätigung (bei gleichzeitiger Visierkontrolle) flüssig, glatt und sauber in einem Zeitbereicht von 1,2 Sekunden beherrscht wird.

Gute IPSC-Schützen sind durchaus in der Lage, ihre Waffe weit unter einer Sekunde sauber aus dem Holster zu ziehen, doch im Wettkampf dürften sich die Ziehzeiten im Normalfall zwischen 1,0 und 1,5 Sekunden bewegen.

Tipp - Caliber 6/99 , Verfasst von Markus Rottländer (Quelle: ipsc-istcool.de), geändert von Andreas Isele, 2016

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